Rheinische Post: Kommentar / Erdogans Freuden = Von Gregor Mayntz

Betont fröhlich gaben sich Kanzlerin Angela
Merkel und der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan nach ihrem
Mittagessen. Es gab zwar klare Worte zu den Erwartungen an den
Rechtsstaat in der Türkei, auch zur Skepsis gegenüber einer
EU-Mitgliedschaft des Landes, doch beim Gast überwogen die Anlässe
zur Freude. Eine türkischstämmige Frau ist nun Staatsministerin im
Kanzleramt, und die in Deutschland geborenen Kinder türkischer
Zuwanderer dürfen künftig die Pässe beider Länder haben. Klar, dass
Erdogan sich bei Merkel bedankte. Die Integration ist damit ein gutes
Stück vorangekommen. Auf Seiten der Migranten. Nun müssen die
deutschstämmigen Deutschen noch mehr überzeugt werden. Merkel
verglich die Identität türkischstämmiger Migranten mit der
Befindlichkeit der Bayern oder der Norddeutschen in der kulturellen
Vielfalt Deutschlands. Dann sollte sie auch ähnlich eingängig
erläutern, warum ein von Düsseldorf nach München gezogener
Ein-Pass-Deutscher nur in Bayern wählen darf, sein türkischstämmiger
Zwei-Pässe-Nachbar aber in Bayern und in der Türkei.

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