Nicht mehr lang, dann ist der Kosovokrieg 15
Jahre her. Das Kosovo, einstiges Nato-Protektorat, ist heute der
ärmste Staat auf dem Balkan. Wer sich dort eine bescheidene Existenz
aufbauen will, ist häufig abhängig vom Gutdünken mächtiger Clans.
Korruption und Vetternwirtschaft grassieren. Die Perspektiven für
junge Menschen sind dementsprechend schlecht, die
Jugendarbeitslosigkeit ist extrem hoch. Im wohlsituierten Teil
Europas darf es niemanden wundern, dass es kriminelle Schleuserbanden
im Kosovo leicht haben, Wucherpreise für ein Ticket ins vermeintliche
Schlaraffenland Deutschland zu verlangen. Und es darf niemanden
wundern, dass seit Jahresanfang fast 20 000 Menschen aus dem Kosovo
nach Deutschland kamen, um Asyl zu beantragen. Durchaus verwundern
aber darf, dass die EU die Entstehung eines derart drastischen
Wohlstandsgefälles bisher nicht unterbinden konnte. Die Europäische
Union trägt eine Verantwortung dafür, dass die anhaltenden Wellen
wirtschaftlicher Flucht an ihrem Ursprung unterbunden werden. Denn
die nun von deutschen Innenministern beschlossenen Maßnahmen lösen
keine Probleme, sie bekämpfen nur Symptome.
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