Rheinische Post: Kommentar / Falsche Klagelieder = Von Lothar Schröder

Arme Kirche, reiche Kirche. Erst ein paar Tage
ist es her, dass der mutmaßliche Reichtum des Kölner Erzbistums eine
Zahl bekam. Tatsächlich: Ein Vermögen von 3,35 Milliarden Euro ist
keine Kleinigkeit. Wenig später dann die im Hirtenbrief
seelsorgerisch formulierte und in den Sonntagsgottesdiensten
verlesene Hiobsbotschaft von Erzbischof Woelki: Auf absehbare Zeit
werden Großgemeinden sich zu Glaubensgemeinschaften, zu „spirituellen
Tankstellen“ wandeln und sich zu pastoralen Räumen weiten müssen,
heißt es. Das klingt nach Rückbau, und angesichts eklatanten
Priestermangels sowie fortschreitenden Mitgliederschwunds ist es das
auch. Ein Ende der klassischen Gemeinde? Vielleicht. Doch unser
Klagelied darauf ist falsch. Unsere Gemeindestrukturen entstammen
nicht der Bibel, sondern unserer Vorstellung von
Seelsorgeorganisation. Es gibt andere Formen. Diese zu finden, muss
auch Aufgabe der Laien werden. Wir sind die Gemeinde. Wir sind die
Gottesdienstbesucher wie auch diejenigen, die mit ihrem Fernbleiben
Gotteshäuser und Gemeinden überflüssig machen.

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