Rheinische Post: Kommentar: Gefahr durch Klinik-Keime

Wer sich in ein Krankenhaus begeben muss, kann
erwarten, dass er dort die optimale Versorgung bekommt. Für die
meisten Behandlungen trifft das auch ohne Einschränkungen zu. Aber
wenn die Hygiene-Experten des Robert-Koch-Instituts jetzt eine Studie
vorlegen, die bei jedem 30. Patienten eine Infektion im Krankenhaus
belegt, dann muss uns diese Zahl aufschrecken. Sie dokumentiert einen
Fehler im System. Nämlich den, dass die Kliniken über Jahre für gute
Hygienestandards nicht belohnt wurden. Manche Stellen in diesem
Bereich wurden durch falsch interpretiertes Kostendenken eingespart.
Jetzt fehlt dem Personal Fachwissen. Die Lehrstühle an den Unis sind
vielfach verschwunden; wurden ersetzt durch solche, die mehr Renommee
oder Drittmittel einbringen. Mit Hygiene kann man sich nicht
profilieren. Eine zweite Entwicklung fördert das Risiko. Die
übermäßige Verwendung von Antibiotika hat immer mehr
Krankheitserreger gegen die Universalwaffe der Medizin resistent
werden lassen. Die Ärzte können eine Infektion dann nicht mehr
therapieren. Zwei Dinge sind nötig: Zum einen eine intensivere
Forschung an neuen Wirkstoffen. Zum anderen – noch wichtiger – muss
endlich der Einsatz von Antibiotika auf die wirklich nötigen Fälle
beschränkt werden. Das Gesundheitssystem hat viel zu tun.

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