Rheinische Post: Kommentar: Johnson in der Pflicht

Zunächst wirkt es wie ein Treppenwitz der
Geschichte, dass ausgerechnet der zottelige, lautstarke Wortführer
der Brexit-Kampagne, Boris Johnson, Außenminister Großbritanniens
wird. Er, der seit Jahren nicht müde wurde, möglichst viele
internationale Spitzenpolitiker zu beschimpfen. Dabei hat er sich
nicht nur viele Feinde gemacht, denen er jetzt überall auf der Welt
wieder unter die Augen treten muss. Er hat damit auch unter Beweis
gestellt, dass er kein Interesse an Diplomatie hat. Johnson muss nun
erst einmal ordentlich hinter sich selbst aufräumen, um überhaupt als
Gesprächspartner ernst genommen zu werden. Andersherum hat aber die
Staatengemeinschaft angesichts zahlreicher Krisen ein Interesse
daran, mit dem Außenminister Englands vernünftig reden zu können –
seine Amtskollegen werden ihm also verzeihen müssen. Und so steht die
Gewinnerin auch schon fest: Premierministerin Theresa May, die den
Brexit nie wollte, beruhigt mit der Personalie viele Anhänger
Johnsons in ihrer Partei. Und zwingt den Brandstifter, die Folgen
seines Handelns mitzutragen.

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