Rheinische Post: Kommentar: Kein Grund zur Panik trotzÖlpreis-Explosion // von Antje Höning

Der Ölpreis ist das Fieberthermometer der
Weltwirtschaft. Entsprechend hat der Anschlag in Saudi-Arabien den
Ölpreis um 20 Prozent getrieben. Einen solchen Anstieg gab es zuletzt
beim Golfkrieg 1991. Zwar hat Saudi-Arabien nicht mehr das Gewicht
auf dem Ölmarkt wie früher. Die Opec, das einst so mächtige Kartell
der Förderländer, ist zerstritten und hat an Einfluss verloren. Dank
des Fracking-Booms sind die USA zur neuen Öl-Macht aufgestiegen.
Saudi-Arabien trifft der Angriff gleichwohl ins Mark. Fünf Prozent
der weltweiten Rohölproduktion sind lahmgelegt. Zugleich zeigen die
Angriffe, wie stark die geopolitischen Spannungen zugenommen haben –
gerade in der Golf-Region, in der der Machtkampf Iran gegen
Saudi-Arabien seit Jahrzehnten tobt. Impulsive Staatenlenker wie
Trump heizen mit ihrer erratischen Politik alte Konflikte neu an.

Dennoch besteht kein Grund zur Panik. Keiner muss Hamsterkäufe an
der Tankstelle oder beim Heizölhändler tätigen. Aus Saudi-Arabien
kommt gerade mal ein Prozent des in Deutschland verbrauchten Öls, die
Lager sind voll. Zudem fallen nach solchen „exogenen Schocks“, wie
Ökonomen sagen, die ersten Reaktionen oft übertrieben aus. So lange
man die Ursachen des Anschlags und die Antworten der Politik nicht
kennt, gehen viele Anleger auf Nummer sicher: Aus Sorge vor
steigenden Kerosinkosten fallen die Aktien von Fluggesellschaften,
zugleich fliehen Anleger in die Krisenwährung Gold. Doch die Börse
neigt zu Übertreibungen. In der Vergangenheit war es oft so, dass die
Märkte sich nach zunächst heftigen Reaktionen wieder beruhigten.
Hinzu kommt, dass die Weltkonjunktur gerade auf Talfahrt ist, was die
Ölpreise tendenziell drückt. So lange es zu keiner (militärischen)
Eskalation kommt, werden sich die Auswirkungen auf den Ölmarkt in
Grenzen halten.

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