Rheinische Post: Kommentar / Kirche im Dorf lassen = Von Matthias Beermann

Die meisten Franzosen halten die zu Beginn des
20. Jahrhunderts in ihrem Land gesetzlich verankerte Trennung von
Staat und Kirche, die Laizität, für eine gute Sache. Die französische
Regelung ist besonders strikt. Verboten ist jedes religiöse Zeichen
oder Symbol in öffentlichen Räumen mit Ausnahme von Kirchen,
Friedhöfen oder Museen. Damit wird das religiöse Bekenntnis faktisch
in den privaten Raum verbannt. Doch das ist einigen Verfechtern der
Laizität noch nicht genug. Sie wollen auch über Jahrhunderte in die
europäische Alltagskultur integrierte religiöse Elemente aus der
Öffentlichkeit tilgen. Dass jetzt sogar Weihnachtskrippen aus den
Rathäusern geklagt werden sollen, zeigt eine Intoleranz, die keinen
Deut besser ist als religiöser Fundamentalismus. Das ist jedoch keine
französische Besonderheit. Auch hierzulande gibt es solche Tendenzen.
Es sei etwa erinnert an den Versuch, Sankt-Martins-Züge unter Verweis
auf das Gebot der weltanschaulichen Neutralität zu „entchristlichen“.
Was für eine Schnapsidee. Lasst die Krippen stehen! Und die Kirche im
Dorf.

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