Liebig 14, das mit riesigem Aufwand geräumte
Haus in Berlin, hat wieder mal das Klischee bestätigt: So wie die
Düsseldorfer Rad schlagen, die Aachener von Printen leben und die
Münchner sich im Hofbräuhaus vergnügen, so sind die Berliner immer
gut für einen deftigen Krawall. Und Chaoten streben nicht nur nach
dem Chaos, sie wohnen selbst drin, wie die Bilder zeigen. Jenseits
aller Vorurteile bedeutet die Räumung einen Rückschritt. Die
„Berliner Linie“ bestand darin, neue Besetzungen binnen 24 Stunden zu
beenden. „Liebig 14“ hingegen wurde schon seit der Wende toleriert.
Die moderne Lösung setzte auf die Legalisierung illegaler
Verhältnisse. Mit Miete und Vertrag. In der Liebigstraße aber waren
die Interessen von Besitzern und Besetzern nicht zusammen zu bringen.
Der Streit ging durch die Instanzen, und so musste sich am Ende der
Rechtsstaat beweisen. Doch damit sind die bedenklichen
Begleiterscheinungen nicht erledigt. Polizisten sind erschüttert von
so viel ungehemmter Gewaltbereitschaft. Sie ging einher mit weit
reichendem Verständnis für den Widerstand gegen die „Luxussanierung“
und das Verdrängen klassischer Mieterstrukturen. Da bleibt viel
nachzuarbeiten für den Berliner Senat.
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