Rheinische Post: Kommentar / Merkels Dilemma = Von Michael Bröcker

Es ist egal, wann Tsipras mit Kanzlerin Merkel
zusammenkommt. Am Ende wird eine Aufweichung des Sparpakets für Athen
nur mit Zustimmung der deutschen Regierungschefin erfolgen.
Deutschland ist der größte Gläubiger des Hilfspakets. Als
Chef-Reformerin mag Merkel in Euroland isoliert sein. Der Geldschatz
bleibt ihr Trumpf. Spieltheoretiker hätten nun ihre wahre Freude an
den anstehenden Verhandlungen. Merkel wird aus Rücksicht auf die
heimischen Steuerzahler einen harten Kurs gegenüber Tsipras fahren.
In Griechenland finanzieren 2,6 Millionen Arbeitnehmer drei Millionen
Rentner und 700 000 Beamte. Wie soll der Haushalt ohne Kürzungen für
Rentner und Beamte gesunden? Reformen bleiben notwendig. Und doch
muss Merkel dem Wahlsieger Tsipras entgegenkommen. Ein Austritt des
Landes aus der Euro-Zone wäre für Deutschland die teuerste Lösung.
Die Hilfszahlungen wären unwiderruflich weg. Und nun? Durchwursteln.
Athen wird mehr Zeit für die Rückzahlung der Kredite bekommen. Angela
Merkel wird dann eh nicht mehr im Amt sein.

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