Bei notleidenden Regierungsparteien wird es
Mode, sich auf Kosten der Kanzlerin zu profilieren. Hatte FDP-Chef
Philipp Rösler vor einer Woche mit seinem Vorpreschen bei der
Bundespräsidenten-Kür punkten wollen, versuchte es gestern
Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU): Öffentlich empfahl er
Griechenland, aus der Eurozone auszutreten. Damit erhöhe das Land
seine Chancen, sich zu regenerieren, heuchelte Friedrich. Tatsächlich
ging es ihm darum, die Chancen der CSU zu erhöhen. Denn Hellas wäre
mit einem Austritt nicht geholfen. Die Griechen würden die Banken
stürmen, ihre Waren würden dennoch nicht wettbewerbsfähig, ihre
Schulden in Euro blieben, die Eurozone geriete ins Wanken. Das
Schlimmste an Friedrichs Ratschlag aber ist der Zeitpunkt, an dem er
ihn erteilt: Einen Tag vor der Bundestags-Abstimmung über die
Griechenland-Hilfe schürt er weiter die Zweifel der Abgeordneten.
Dank Rot-Grün wird es heute eine große Mehrheit für das Rettungspaket
geben. Doch verpasst Schwarz-Gelb eine eigene Mehrheit, hat Angela
Merkel mehr als ein Image-Problem. Ihre Autorität wäre infrage
gestellt, die Verhandlung beim EU-Gipfel würde noch schwerer. Wer
Freunde wie Friedrich oder Rösler hat, braucht keine Feinde mehr.
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