Nach diesem Sommer musste irgendein Gesetz her.
Wochenlang hat die Republik über die verquasten Thesen des ehemaligen
Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin zum Thema Integration 
debattiert. Da konnte die Regierung nicht umhin, den Eindruck zu 
erwecken: Die tun was. Herausgekommen ist ein Gesetz, das die 
bestehenden Regeln lediglich ein kleines bisschen nachjustiert. Die 
Tatsache, dass die Regierung mit großem Tamtam eine kleine Änderung 
verkauft, zeigt zweierlei. Es offenbart zum einen, dass es in der 
Integrationspolitik kein Defizit bei der Erkenntnis gibt, sondern 
beim praktischen Umgang mit den Problemen. Deshalb hat es auch seine 
Berechtigung, Sanktionen für Integrationsunwillige gesetzlich 
nachzubessern, wenn sie in der Praxis nicht ausreichend angewendet 
werden. Diese Art der Gesetzgebung belegt zum anderen, dass in der 
Integrationspolitik eine Kluft zwischen Volk und Politik steht. Wie 
die Sarrazin-Debatte gezeigt hat, haben viele Bürger den Eindruck, 
die Politik versage bei der Integration der Zuwanderer. Diesem 
Eindruck versucht die Regierung nun mit Gesetzgebungs-Aktionismus 
entgegenzutreten. An den realen Problemen wird dies nicht viel 
ändern. Integration bleibt ein mühsames Geschäft.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2303