Rheinische Post: Kommentar / Nötig ist ein neuer Nato-Russland-Pakt = Von Michael Bröcker

Putin führt den Westen am Nasenring durch die
Manege. Er verhandelt zum Schein, während seine Soldaten in der
Ost-Ukraine Fakten schaffen. Er versetzt sein Volk in eine diffuse
Angst vor angeblichen westlichen Imperialisten. Und er besticht
Anrainer-Staaten mit Rohstoffverträgen und Militärschutz.
Ausgerechnet der Mann im Kreml perfektioniert die US-Militärtaktik
„Shock and Awe“ (Schrecken und Ehrfurcht). Und bei uns? Herrscht
Ratlosigkeit. Wenn aber alle wissen, dass es nur eine Lösung mit
Russland geben kann, warum skizzieren wir sie nicht? Merkel & Co.
müssen jenseits der Sanktionspolitik Konzepte vorlegen, die Moskau
nicht ablehnen kann. Kiew muss eine Idee vorlegen, wie eine föderale
Ukraine unter Einbezug der russischen Minderheit aussehen könnte. Wir
brauchen einen Plan für ein institutionelles Dreieck Nato, EU und
Russland, einen neuen Nato-Russland-Vertrag. Ein neues
Wirtschaftsabkommen könnte an die Absage der Nato an die
Ostausdehnung gekoppelt werden. Etc. Kurt Schumachers Satz „Politik
beginnt mit dem Betrachten der Realität“ ist die Leitschnur. Putin
sitzt fest im Sattel. Einen anderen Präsidenten gibt es (vorerst)
nicht. Wir müssen mit ihm verhandeln.

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621