Rheinische Post: Kommentar / O–Learys neue Welt = VON GEORG WINTERS

Lange hat Ryanair-Chef Michael O–Leary in einer
eigenen Welt gelebt. In einer Welt, in der Fluggäste seiner Meinung
nach für Billigtickets über Scherben kriechen, in der man
Gehaltsforderungen lächerlich nennt, in der man mit
Standortverlagerungen droht, wenn einem die Ansprüche der Belegschaft
lästig werden. Ein Gutes hat der Tarifstreit somit auf jeden Fall –
O–Leary hat wenigstens einen Teil seiner schwer erträglichen Arroganz
abgelegt. Dazu hat er auch allen Grund. Denn Pilotenstreiks stellen
das Geschäftsmodell von Ryanair in Frage. Eine Airline mag so
preisgünstig sein, wie sie will – wenn der Geschäftsbetrieb nicht
funktioniert, weil der Arbeitgeber seine Bediensteten teils
unzumutbaren Arbeitsbedingungen aussetzt, bleiben die Kunden aus. Der
Markt spielt den Piloten in die Hände, weil Flugzeugführer knapp und
damit teurer werden. Ryanairs Problem: Es muss seinen Ruf als
Billigflieger retten, dafür die Kosten niedrig halten, ohne die
Piloten restlos zu vergraulen. Und wenn es die befriedigt, murren
Investoren, die Rendite sehen wollen. Da kann man schon mal kleinlaut
werden.

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