Rheinische Post: Kommentar: Politik für Kinder ins Blaue hinein

Der Handlungsdruck ist groß. In NRW muss jetzt
schon fast jedes fünfte Kind von Hartz IV leben – Tendenz steigend.
2012 machte es Ministerpräsidentin Hannelore Kraft zur Chefsache,
daran etwas zu ändern. Ihr Anspruch war, kein Kind zurückzulassen,
und zwar durch eine Politik, die auf Vorbeugung setzt. Vier Jahre
später sind die Ergebnisse überschaubar. In den 18 Modellkommunen
gibt es zwar einige positive Ansätze. Den Beweis, dass vorbeugende
Politik in der Breite Wirkung erzielt und öffentliche Haushalte
entlastet, kann Hannelore Kraft aber nicht liefern. Die Wirksamkeit
der rot-grünen NRW-Politik bei der Bekämpfung der Kinderarmut ist
damit weiterhin nicht überprüfbar. Prävention im Blindflug nennen das
die Wissenschaftler vom Projektpartner Bertelsmann-Stiftung.
Angesichts der Dimension der Kinderarmut spricht dennoch einiges
dafür, die vielversprechenden Ansätze in den Kommunen fortzuführen.
Zumal sich der finanzielle Aufwand in Grenzen hält. Viel
entscheidender ist es aber, nicht nur an den Symptomen zu laborieren.
Denn die wichtigste Ursache für Kinderarmut ist die prekäre Situation
der Eltern. Ohne wirksame Beschäftigungs- und Strukturpolitik im Land
ist den Kindern nicht wirklich zu helfen.

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