Rheinische Post: Kommentar: Rating ernst nehmen

Berlin und Paris versuchen, das Urteil von
Standard & Poor–s kleinzureden. Bei aller berechtigter Kritik an der
forschen Rating-Agentur: Damit machen Merkel und Sarkozy es sich zu
einfach. Frankreich wird zurecht herabgestuft, seine Schulden sind
beängstigend. Es zeigt sich, dass die Euro-Retter selbst an Grenzen
stoßen. Wenn Europas zweitgrößte Wirtschaft nicht mehr bestens
kreditwürdig ist, hat der Rettungsschirm EFSF ein Problem. Bisher
konnte er sich günstig Geld leihen, mit dem er Krisenstaaten half,
weil große Länder mit Top-Noten für ihn bürgten. In dem Maße, in dem
Frankreich ausfällt, muss Deutschland den Einsatz erhöhen – oder der
Rettungsschirm kann weniger Hilfe geben. Dabei ist er schon jetzt zu
klein, um notfalls Italien aufzufangen. Das ist das kleine
Krisen-Einmaleins. Das beherrscht auch die Kanzlerin. Und hat längst
reagiert: So schnell wie möglich will sie den EFSF durch einen neuen
Schirm, den ESM, ablösen. Der arbeitet nicht mit Bürgschaften,
sondern mit echtem Geld. Damit ist er unabhängiger von den
Rating-Agenturen. Die Kosten für Deutschland werden dadurch nicht
kleiner. Denn die Rating-Agenturen sind nur der Überbringer
schlechter Botschaften. Die Schuldenkrise gäbe es auch ohne sie.

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