Rheinische Post: Kommentar / Respekt vor Sanders = Von Frank Herrmann

Der Held der Geschichte ist Bernie Sanders, vom
Nischensenator aus Vermont aufgestiegen zur Galionsfigur der
amerikanischen Linken. Wie gelassen er auf die E-Mail-Affäre
reagiert, nötigt schon deshalb Respekt ab, weil es sich so deutlich
abhebt vom giftigen Ton, mit dem die Wahlkämpfer in die Endrunde
ziehen. Sanders könnte die Enthüllungen nutzen, um in letzter Sekunde
zur Rebellion gegen seine vom Parteimanagement regelwidrig bevorzugte
Parteifreundin Hillary Clinton aufzurufen. Stattdessen sagt er, dass
jetzt nur noch eines zählt: Donald Trump an den Wahlurnen zu
besiegen. Die Würde des Bernie Sanders steht nicht nur in Kontrast zu
Trumps Tiraden, sie unterscheidet sich auch markant von dem, was
Clintons Kampagnenteam aus der Geschichte zu machen versucht. Nach
dessen Lesart handelten die Hacker nicht nur im Auftrag Moskaus,
sondern im Rahmen eines stillschweigenden Pakts zwischen Putin und
Trump. Denkbar ist das allemal. Nur sollte, wer sich aus dem Fenster
lehnt, auch Beweise vorlegen. Der Versachlichung einer beispiellos
polemischen Kampagne wäre damit allemal gedient.

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