Das Russland von Wladimir Putin, das ist der
Welt ja nicht verborgen geblieben, setzt auf Traditionen. In
bewusster Abgrenzung vom angeblich verderbten Westen werden
althergebrachte Werte wieder ganz hochgehalten: Familie, Glaube,
Vaterland. Leider mit unschönen Begleiterscheinungen. So wird der
Patriotismus missbraucht, um einen neuen Imperialismus zu befeuern.
Die russisch-orthodoxe Kirche nimmt ihrerseits wie selbstverständlich
das Deutungsmonopol über das Gewissen der Menschen in Anspruch. Und
in der Familie darf wieder der Patriarch unumschränkt herrschen. So
wie im Kreml ja auch. Es passt daher leider ins Bild, dass sich das
russische Parlament jetzt anschickt, häusliche Gewalt zu
entkriminalisieren. Wohlgemerkt auch schwere Prügel und
Misshandlungen; es geht hier nicht allein um den berühmten Klaps auf
den Po. Sofern ihre Opfer keine dauerhaften körperlichen Schäden
davontragen, dürfen die Schläger künftig auf die Milde der Justiz
hoffen – und das im Namen der traditionellen Ehe und Familie. Es ist
eine Schande.
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