Rheinische Post: Kommentar / Sanktionslogik = Von Matthias Beermann

Es wäre wohl ein Leichtes für Wladimir Putin,
die Sanktionsfront des Westens gegen sein Land aufzuweichen. Ein paar
minimale Zugeständnisse nur, die pro-russischen Separatisten in der
Ost-Ukraine ein paar Kilometer zurückgepfiffen, und schon würde der
innenpolitische Druck auf die EU-Regierungen mächtig wachsen, die
Strafmaßnahmen wenigstens abzumildern. Russlands Präsident weiß das,
aber er tut es nicht. Das lässt nur einen Schluss zu: Putin will
diesen Krieg fortsetzen, von dem er sich mehr verspricht als vom
Frieden. Die Ukraine, so Putins Kalkül, wird in wenigen Monaten
zerfallen, und dann muss der Westen endgültig zu russischen
Bedingungen verhandeln. Es ist ein Spiel auf Zeit, eine Flucht nach
vorn, begleitet von patriotischen Durchhalteparolen, denn immer
stärker macht sich Russlands wirtschaftlicher Verfall im Alltag
seiner Bewohner bemerkbar. Diese Politik ist nach unseren Maßstäben
völlig irrational, weil sie Russland ruiniert. Trotzdem sollte Europa
bei seiner Logik bleiben: Wenn Putin weitere rote Linien
überschreitet, werden die Sanktionen erneut verschärft.

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