Rheinische Post: Kommentar / Schummeln für Athen = Von Antje Höning

Nach fünf Jahren am Tropf Europas legt
Griechenland nun einen angeblich ausgeglichenen Haushalt vor. Damit
hätte das Land eigentlich die Bedingung erfüllt, um sich vom
Spardiktat seiner Retter zu befreien. Doch aus gutem Grund hegen die
Retter Zweifel am Zahlenwerk. Schon einmal hat sich Athen als Meister
des Statistik-Pfusches erwiesen, und tatsächlich fanden die Retter
auch jetzt eine neue Milliarden-Lücke. Dennoch ließen es die
Euro-Finanzminister nicht zum Knall kommen, sondern wählten eine
diplomatische Lösung: Das Rettungsprogramm wird aus „technischen
Gründen“ verlängert, so dass Athen die letzte Rate seiner
Rettungsmilliarden erhalten kann. Ökonomisch fragwürdig, politisch
verständlich: Zwar hat Premier Samaras in der Euro-Krise keine gute
Rolle gespielt. Doch unter Alexis Tsipras, der Samaras im Frühjahr
mit teuren Versprechen für Rentner, Arbeitslose und Staatsdiener
herausfordern will, kann es nur schlimmer werden. Daher drücken die
Euro-Länder alle Augen zu und versetzen Athen, anstatt es die Klasse
wiederholen zu lassen.

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