Rheinische Post: Kommentar: Syrisches Abenteuer

Die Lage im Bürgerkriegsland Syrien war bisher
schon verworren genug. Der Einmarsch der Türkei in das Nachbarland
macht sie noch komplizierter – und gefährlicher. Die Intervention
richtet sich vordergründig gegen den IS. Doch in Wirklichkeit hat der
türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan vor allem die Kurdenmilizen
im Visier, obwohl die die besten Kämpfer gegen die Islamisten
stellen. Doch die Kurden sind im Windschatten des Konflikts drauf und
dran, einen zusammenhängenden Gebietsstreifen entlang der türkischen
Grenze zu erobern. Und das will man in Ankara, wo die Angst vor einem
Kurdenstaat immer noch stärker ist als alles andere, um jeden Preis
verhindern. Neben seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin ist
Erdogan damit schon der zweite ausländische Kriegsherr, der den
angeblichen Kampf gegen den IS dazu missbraucht, eigene Ziele in
Syrien zu verfolgen – mit unabsehbaren Folgen. Die Türkei ist ein
Nato-Partner, aber man sollte Erdogan ganz schnell klarmachen, dass
er auf Beistand bei seinem syrischen Abenteuer nicht zu hoffen
braucht.

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