Rheinische Post: Kommentar: Systemfehler ausmerzen

Es ist schwierig, sich dem Fall des mutmaßlich
tausendfachen Kindesmissbrauchs in Lügde sachlich zu nähern. Die
grausamen Taten, das offenkundige Wegsehen und Nicht-wahrhaben-wollen
der Nachbarn auf dem kleinen Campingplatz, die permanenten
Ermittlungspannen, die Vertuschungsversuche, aber auch das Versagen
der Jugendämter – all das macht fassungslos. Auch die Frage, warum
zwei Jugendämter zu völlig gegensätzlichen Einschätzungen kamen bei
der Beurteilung des Kindeswohls, ist ungeklärt. Obwohl die
Wohnsituation auf dem Campingplatz als chaotisch beschrieben wurde,
sah das niedersächsische Jugendamt im Unterschied zum
nordrhein-westfälischen das Wohl des kleinen Mädchens nicht
gefährdet. Wer bisher glaubte, Ursache hierfür seien unterschiedliche
Regeln in den Bundesländern, wurde jetzt eines Besseren belehrt. Es
sei nicht auszuschließen, dass es auch innerhalb eines Bundeslandes
in vergleichbaren Fällen jederzeit zu massiven Abstimmungsproblemen
kommen könne, räumte das Familienministerium ein. Es ist wirklich
höchste Zeit, das zu ändern.

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