Rheinische Post: Kommentar / Trump führt uns vor = Von Matthias Beermann

Als Donald Trump im Dezember einen
vollständigen Abzug der rund 2000 in Syrien stationierten US-Soldaten
ankündigte, löste das insbesondere bei den Verbündeten der
Anti-IS-Koalition Entsetzen aus. Denn die Terrormiliz ist keineswegs,
wie Trump behauptete, unschädlich gemacht. Außerdem spielt das kleine
US-Kontingent eine wichtige stabilisierende Rolle in dem
Bürgerkriegsland. Sein Abzug würde wohl unmittelbar neue Kämpfe und
Flüchtlingsströme auslösen. Nun hat Trump wenigstens eine kleine
Kehrtwende hingelegt: 200 Soldaten sollen in Syrien bleiben, aber nur
als Kern einer internationalen Friedenssicherungstruppe.

Damit zwingt der US-Präsident die Europäer schon zum zweiten Mal
innerhalb weniger Tage zum Offenbarungseid. Nach seiner im Ton zwar
unverschämten, in der Sache aber völlig berechtigten Forderung nach
der Rücknahme gefangener IS-Kämpfer aus Syrien geht es jetzt um die
Entsendung von Bodentruppen, die ebenso berechtigt ist: Wer sich
lauthals über den amerikanischen Rückzug beschwert, muss bereit sein,
selbst ins Risiko zu gehen. Auch wir Deutschen.

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