Kaum eine christliche Andachtszeit ist von der
Welt und ihrem Unterhaltungsfaible so flächendeckend vereinnahmt
worden wie der Advent. Das aber zu beklagen, ist wohlfeil. Denn für
die Profanisierung sind weder Zuwanderer noch Andersgläubige
verantwortlich. Es ist der Glaubensverlust innerhalb der christlichen
Kirchen, der den Wissens- und Bedeutungsverlust nach sich zieht.
Weihnachtsmärkte nehmen da den Rang von Ritualen ein. Zumal diese
beseelender erscheinen als die unzeitgemäßen Exerzitien des Advents –
der eine Zeit der Buße sowie des Fastens ist und in dem der Glauben
mit der prophezeiten Menschwerdung Gottes geprüft wird. Unser Gewusel
in den Städten ist ein absurder Kontrast zum Advent, an dem Vieles
zur Ruhe kommen soll. Der Charakter der Zeit ist die des Wartens –
auch nicht gerade ein Zustand, der sonderlich geschätzt wird. Klagen
hilft nicht, praktizieren indes schon. Schließlich ist jeder frei,
sich so zu verhalten, wie es ihm sinnvoll erscheint. Man kann klein
anfangen und am Sonntag „Prosit Neujahr“ rufen. Denn am 1. Advent
beginnt auch ein neues Kirchenjahr.
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