Rheinische Post: Kommentar / Von der Leyen dreht ein großes Rad = Von Gregor Mayntz

Dröhnendes Gelächter erntete Ex-Außenminister
Joschka Fischer dieser Tage, als er die Frage nach einer
„Militarisierung der deutschen Außenpolitik“ mit der Gegenfrage
parierte: „Welches Militär?“ Viele fühlen sich durch ständig neue
Schlagzeilen über eine bedingt einsatzbereite Bundeswehr in ihren
ersten Reflexen bestätigt: Kaum ist eine Frau am Steuer, klappt
nichts mehr. Hubschrauber fliegen nicht, Flugzeuge bleiben aus, nur
die Kosten sprengen den Rahmen. Und nun will Ursula von der Leyen
auch noch Mittel umschichten, damit das Soldatenleben „attraktiver“
wird. Frieden schaffen mit Wellness statt Waffen? Doch die Ministerin
hat recht. Wer sich darauf verlässt, dass ohne Wehrpflicht aus
kleineren Jahrgängen von alleine genügend Profis für die komplexen
Waffensysteme kommen, fährt die Bundeswehr vor die Wand. Und dass das
Dickicht der Rüstungsbeschaffung gründlich gelichtet gehört, wussten
ihre Vorgänger auch schon – ohne sich so entschieden ranzutrauen, wie
sie es jetzt tut. Dass sie nun neue Leitlinien schreiben will, zeugt
ebenfalls davon, dass diese Frau gestalten und nicht verwalten will.
Sie kann damit scheitern. Aber wenn sie dieses Rad gedreht bekommt,
kommen noch viel größere in Frage.

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