Rheinische Post: Kommentar: Widerliches Manöver

Es kommt gewiss nicht allzu häufig vor, dass
sich der Außenminister eines Landes hinstellt, sich zu einem
angeblichen Kriminalfall in einem anderen Land äußert und dessen
Behörden öffentlich Vertuschung vorwirft. Aber genau das hat
Russlands Außenamtschef Lawrow getan. Die Berliner Polizei soll die
Vergewaltigung eines russischstämmigen Mädchens durch Flüchtlinge
unter den Teppich gekehrt haben. Ein ungeheurer Vorwurf, der nur
einem Zweck dient: der Propaganda. Das Ganze ist nicht ungeschickt.
In Russland wissen sie natürlich, wie sehr die Übergriffe von Köln
und das folgende Kommunikationsdesaster von Politik und Behörden die
deutsche Öffentlichkeit verunsichert haben. Lawrow will mit seiner
Behauptung Salz in diese Wunde streuen und obendrein die
russischstämmige Bevölkerung für das Schutzmachtgehabe Moskaus
einnehmen, das schon für den Einmarsch in die Ukraine als Vorwand
herhalten musste. Gleichzeitig gilt das Signal dem eigenen Volk: Seht
her, wir haben ja immer schon gesagt, wie verderbt es in Westeuropa
zugeht. Widerlich, Herr Lawrow!

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