Rheinische Post: Kommentar zu Newtown: Ein Massaker als Wende

Es gibt vieles, was streng geregelt ist im
Alltag heranwachsender Amerikaner. Jugendliche im fortgeschrittenen
Teenageralter können ein Lied davon singen, wie deprimierend es ist,
wenn ihnen ein Wirt kein Bier zapfen darf, weil sie noch keine 21
Jahre alt sind. Umso unverständlicher bleibt die eine, die große
Ausnahme: Im Namen der Freiheit verbietet es sich dieses Land, gegen
den Waffenwahn einzuschreiten. Gewiss, keine Regel der Welt kann
ausschließen, was in Newtown passierte. Ein Psychopath lässt sich
auch von den besten Paragrafen nicht stoppen, wir Europäer wären
schlecht beraten, uns da aufs hohe Ross zu setzen. Und doch ist es
verstörend, wie schnell die US-Politik solche Tragödien in der
Vergangenheit abgehakt hat. Das alles nur, weil ein Mythos das Denken
trübt. Mit dem Recht auf privaten Waffenbesitz wollten die
Gründerväter garantieren, dass ein finsterer Tyrann von tapferen
Bürgermilizen verjagt werden könnte. Die Waffenlobby beruft sich bis
heute auf die perückenbewehrten Republikgründer. Aber wer weiß,
vielleicht markiert Newtown ja endlich die Wende.

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