Rheinische Post: Kommentar zu Seehofer: Wahlkampf mit Euro

CSU-Chef Horst Seehofer droht der Kanzlerin
indirekt mit dem Bruch der Koalition, wenn sie bei der Euro-Rettung
weitere Zugeständnisse macht. Das wird Angela Merkel kaum
beeindrucken. Zu oft schon hat der bayerische Löwe gebrüllt, ohne je
gebissen zu haben. Und zu durchsichtig ist auch das Manöver. Wenn
Seehofer tatsächlich Merkels Euro-Kurs hätte ändern wollen, hätte er
am Freitag im Bundesrat gegen den Rettungsschirm stimmen müssen. Da
aber hat Bayern brav die Hand gehoben. Jetzt den starken Mann zu
geben, hat nur einen Sinn: Seehofer will den Freien Wählern, die zu
den Klägern gegen die Euro-Rettung gehören, etwas entgegensetzen. Für
solche Wahlkampf-Gags ist aber die Lage in Europa zu ernst. Nun droht
die Euro-Krise das sechste Land, Slowenien, zu erreichen. Der
Balkan-Staat leidet wie Spanien unter der unheilvollen Kombination
aus unbewältigter Bankenkrise und Wirtschaftseinbruch und muss
bereits untragbar hohe Zinsen zahlen. Gemessen am Dauer-Druck der
Südländer, die mehr deutsche Hilfe fordern, hat Merkel bisher
erstaunliche Standfestigkeit bewiesen. Weiter gilt: Deutsches Geld
gibt es nicht ohne Gegenleistung. Dies zu verteidigen, wäre eine
ehrenvolle Aufgabe für einen Staatsmann Seehofer. Bierzelt kann
jeder.

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