Schon in unaufgeregteren Zeiten wie 2009
empfand der damalige SPD-Chef Franz Müntefering den Koalitionspartner
Horst Seehofer als „lose Kanone“. Wie mögen heute erst die
Parteichefs von CDU und SPD den Bayern erleben, wenn die Kanzlerin
zur sprachlichen Mäßigung aufruft, weil schneidiges Fordern nur den
Vereinfachern helfe – und die CSU tags drauf erst Recht ein Fass
aufmacht? Es ist eine bemerkenswerte Strategie, Wähler von der AfD
zurückholen zu wollen, indem man die Sprache der AfD übernimmt und
ihr damit Recht gibt. Und es ist nicht minder fragwürdig, sich als
erfolgreichen Antreiber der Berliner Politik darzustellen und
anschließend zu verkünden, dass die Menschen diese Politik nicht
wollten. Dabei weiß der erfahrene Taktiker Seehofer nur zu gut, dass
die goldene Regel für jede Wiederwahl lautet, aus der Regierung
heraus nicht zu fordern, was eine Regierung eigentlich leisten
müsste, sondern darauf hinzuweisen, was eine Regierung geleistet hat
und leisten wird. Dazu müsste Seehofer ein festes Ziel ins Visier
nehmen, statt nur Freude am „Bumms“ zu haben.
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