Rheinische Post: Konzept fürs Alter fehlt

Über die alternde Gesellschaft gibt es ein
Missverständnis. Sie wird als Bedrohung wahrgenommen: Die Kosten in
den Sozialsystemen explodieren, die Pflegekräfte müssen aus aller
Welt geholt werden, und das kreative Potenzial des Landes erlahmt.
Das ist das Horrorszenario. Der Prozess der alternden und
schrumpfenden Gesellschaft vollzieht sich in Wahrheit aber langsam
genug, dass die Menschen werden Schritt halten können, auch die
Alten. Die politische Herausforderung besteht darin, Entscheidungen
zu treffen, die über den Tellerrand einer Wahlperiode hinausreichen.
Mit der Rente ab 67 ist dies beispielsweise gelungen. Nun gilt es,
den Betroffenen die Chance zu geben, dass sie tatsächlich länger
arbeiten können. Ein Themenjahr für das Alter ist dafür ein positiver
Impuls. Es ist aber auch ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denn die
Macht einer Antidiskriminierungsbeauftragten ist begrenzt. Es
entsteht auch kein gutes Bild für die Öffentlichkeit, wenn eine
Beauftragte der Regierung allein ein Themenjahr ausruft und eine
Kommission einsetzt, ohne dass ein Ministerium die Sache unterstützt.
Gefragt wären Familien- oder Arbeitsministerium. Angesichts von so
wenig Miteinander droht die Arbeit der Kommission am Ende in der
Schublade zu verschwinden.

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