Der Zeitpunkt ist gut kalkuliert. Einen Tag vor
Beginn des Fifa-Kongresses hat die Schweizer Polizei sieben
hochrangige Funktionäre des Weltfußballverbands in Auslieferungshaft
genommen. Das sichert große Aufmerksamkeit. Insgesamt wird neun
Fußballfunktionären Bestechung, Erpressung und Geldwäsche
vorgeworfen. Die Schweizer Justiz hat gleichzeitig ein Strafverfahren
um die Vergabe der WM-Turniere in Russland (2018) und Katar (2022)
aufgenommen. Aber die Fifa hat die Stirn, sich freizusprechen. Der
Verband beteuert, dass alle Untersuchungen, mithin auch die
Festnahmen, von ihr selbst durch eine Strafanzeige in Gang gebracht
worden seien. Damit will sich vor allem Präsident Sepp Blatter als
großer Saubermann des Weltsports präsentieren. Das ist er natürlich
nicht. Und wenn auch nur ein Teil der Korruptionsvorwürfe an leitende
Funktionäre seines Verbandes nachweisbar ist, muss der saubere Herr
Blatter seinen Hut nehmen. Eine derart ehrenwerte Logik ist ihm
allerdings fremd. Es ist nicht auszuschließen, dass er im nächsten
Skandal seiner 17-jährigen Amtszeit an der Fifa-Spitze noch einmal
ein paar Figuren auf dem Schachbrett der Macht opfert. Dieses Spiel
beherrscht er nämlich.
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