Rheinische Post: Kraft gegen Kanzlerin Kommentar Von Gerhard Voogt

Es gab keine Wahlen, auch ein Schaulaufen der
Kandidaten für die Nachfolge des demnächst ausscheidenden
Generalsekretärs fand nicht statt. So war die Rede von
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft der einzige Höhepunkt beim
Parteitag der NRW-SPD in Mülheim. Dass sie die Arbeit der rot-grünen
Landesregierung positiv bewertete, ist wenig überraschend. Dafür fiel
auf, dass sich Kraft bei ihren Attacken gegen den politischen Gegner
mehr an Kanzlerin Angela Merkel (CDU) als an der Opposition in
Düsseldorf abarbeitete. Sollte dies eine Bewerbung für eine
Kanzlerkandidatur sein? Wohl kaum. Als Vize-Bundesvorsitzende der SPD
und als derzeitige Chefin des Bundesrats spielt Kraft auch ohne
Ambitionen auf das Kanzleramt mit Merkel auf Augenhöhe. Die
CDU-Vorsitzende hatte Kraft mit ihren Angriffen auf die
Schuldenpolitik der Landesregierung bei der Regionalkonferenz in
Dortmund die Steilvorlage für eine harsche Replik geliefert. Es
schmeichelt Kraft, dass viele Genossen ihr die Kanzlerschaft
zutrauen. Das nachdrückliche Bekenntnis der SPD-Chefin, NRW sei eine
Lebensaufgabe und ihre „Herzensangelegenheit“, deutet gleichwohl
darauf hin, dass Kraft ihre Zukunft nicht in Berlin, sondern in
Düsseldorf sieht.

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