Ein Kommentar von Birgit Marschall:
Es ist schon erstaunlich, wie schnell nun auch die Länder
eingewilligt haben, den vorzeitigen Ausstieg aus der Kernenergie
mitzutragen. In nur zwei Monaten wollen auch sie im Bundesrat dem
Gesetz zustimmen, mit dem das Ende des Atomzeitalters in Deutschland
besiegelt wird. Noch ist zwar umstritten, wann genau der letzte
Meiler vom Netz geht. Doch das ist fast schon unerheblich, denn nach
der längst vollzogenen, atemberaubenden Kehrtwende der Koalition geht
es nur noch um Nuancen. Ob der letzte Meiler 2020 oder erst 2026
abgeschaltet wird, schmälert die Tragweite der Entscheidung nicht.
Wie weit sie trägt, bekommen als erste die großen Energieunternehmen
zu spüren. Sie müssen in Windeseile ihre Geschäftsmodelle komplett
auf erneuerbare Energien, neue Gas- und – in begrenztem Umfang –
moderne Kohlekraftwerke umstellen. Für kleinere Anbieter eröffnen
sich neue Märkte, die Vormachtstellung der vier Großen wird
schwächer. Die Stromkunden müssen sich auf höhere Preise einstellen,
denn die Unternehmen werden sich ihre Milliardeninvestitionen
unerbittlich bei ihnen zurückholen. Immerhin: Der zunehmende
Wettbewerb auf dem Strommarkt und die abnehmende Abhängigkeit von
fossilen Brennstoffen wirken andererseits preisdämpfend. Unterm
Strich birgt dieser nationale Kraftakt für das Land vor allem
Chancen.
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