Rheinische Post: Krankenhäuser müssen in Netzwerken denken

Alle paar Tage wird am Niederrhein ein neues
Herzkatheterlabor aufgemacht, jedes Dorf möchte eines haben. Dabei
beweisen alle Statistiken, dass Herzkranke hierzulande trotz
gigantischen Angebots nicht länger leben als in anderen Ländern. Aber
Eingriffe am Herzen bringen schönes Geld. Irgendwann werden die
Kassen die Erlöse gedrückt haben, und teure Geräte stehen rum. Dies
ist ein typisches Beispiel, wie in Deutschland Medizin gemacht wird.
Jeder wurstelt vor sich hin, alle wollen alles können, an Ordnung in
diesen Prestige-Szenarien denkt keiner. Die Kliniken sollten es nicht
den Krankenkassen überlassen, diesen Missstand zu regulieren. Die
Kassen argumentieren mit Patientenbedürfnissen, denken aber vor allem
an die eigene Gewinnsteigerung. Wenn Kliniken überleben wollen,
müssen sie stärker als bisher in Netzwerken denken. Das könnte sogar
lokale Konkurrenten zu der Einsicht bewegen, dass nicht jede Klinik
einer Stadt nachts ihre Notaufnahme geöffnet haben muss. Zugleich
muss die Politik die Häuser finanziell stärken, denn schwarze Zahlen
erreicht eine Klinik am sichersten, wenn sie beispielsweise ältere
Patienten mit mehreren Grunderkrankungen nicht mehr aufnimmt – die
bringen kaum Erlöse. Wollen wir das?

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