Rheinische Post: Laufpass für Obamas Schurken

Barack Obama ist ein Mann voller guter
Vorsätze. Die verpackt er dann in Visionen, die er der Welt
verkündet. Obama ist aber auch ein Politiker, und die werden nun
einmal an Ergebnissen gemessen. Insofern ist die Nahost-Politik des
US-Präsidenten bisher eine ziemliche Katastrophe. Ausgerechnet in
Kairo, wo jetzt das Volk revoltiert, hatte er kurz nach seinem
Amtsantritt eine große Rede an die islamische Welt gehalten. Obama
forderte mehr Bürgerrechte und Demokratie in den arabischen Staaten.
Aber es blieb beim Appell. Kritik an der brutalen
Unterdrückungspolitik in Ägypten fand höchstens in Form sanfter
Ermahnung statt. Mubarak war ein Schurke, 30 Jahre lang. Aber für die
Amerikaner, ebenso wie für die Europäer, war es eben „unser Schurke“,
den man nicht vergraulen wollte. Jetzt haben erst die Tunesier und
dann die Ägypter die Sache selbst in die Hand genommen. Damit liegt
die komplette westliche „Realpolitik“ im Umgang mit den arabischen
Potentaten in Trümmern. Die Europäer, obwohl direkte Nachbarn der
Unruheregion, versagen wieder einmal kläglich, finden zu keiner
klaren Linie. Auch Washington tut sich mit dem Abschied von Mubarak
sichtlich schwer. Aber nur Obama kann jetzt eine neue Richtung
vorgeben. Der Präsident muss endlich ganz klar Position beziehen und
dem Schurken von Kairo den Laufpass geben.

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