Was von der Kulturhauptstadt bleibt, sind diese
beiden Einsichten: erstens, dass alle Metropolen-Träume komplette
Hirngespinste sind, die Wirtschaft, Kultur und vor allem die Menschen
maßlos überfordern würden. Dafür scheint man zweitens aber kapiert zu
haben, dass das Ruhrgebiet tatsächlich eine Region ist und nur in
diesem Sinne sich entwickeln kann. Das erscheint zunächst herzlich
wenig zu sein. Doch wer auf die langwierige mentale Entwicklung des
Reviers selbst nach der richtungsweisenden Internationalen
Bauausstellung Emscherpark vor gut zehn Jahren schaut, wird
begreifen, wie groß und nachhaltig diese Erkenntnis ist. Das Denken
als Region bringt zwangsläufig neue Impulse mit sich und wird nicht
immer nur erfreulich sein. Denn natürlich muss es dabei um die Frage
gehen, ob – auch in der Kultur – wirklich alle alles machen müssen.
Das werden harte Debatten sein; aber sie sind unumgänglich. In ihnen
wird formuliert werden müssen, was notwendig zum Profil der Region
gehört, was wesentlich zur Identität einer Stadt. Über die bunten
Events hinweg ist damit ein neues Denken erwachsen. Das laute Finale
der so wichtigen Kulturhauptstadt darf daher allenfalls als Prolog
verstanden werden.
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