Rheinische Post: Liberale Krise

Für Philipp Rösler kommen die Einschläge immer
näher. Zuletzt korrigierte Fraktionschef Rainer Brüderle öffentlich
ein recht schneidiges Interview seines Parteichefs. Hinterher
beteuerten zwar alle, so sei das alles nicht gemeint gewesen. Das
machte die Sache aber nicht besser. Die nach außen hektisch
demonstrierte Einigkeit zeigte nur vielmehr den traurigen Zustand der
Liberalen: Die Partei ist mit Rösler nicht zufrieden, es gibt aber
gerade keinen Besseren, der den Job machen will. Auch Brüderle nicht.
Während die übrigen Parteien im Bundestag eifrig damit beschäftigt
sind, inhaltliche Konflikte in der Partei für das Wahljahr 2013
einzudämmen, läuft es bei den Liberalen genau umgekehrt: Jeder
Streitpunkt wird öffentlich lustvoll ausgetragen. Gegen die eigenen
Leute geht man mitunter härter vor als gegen die politische
Konkurrenz. Ein sinnvolles Konzept für ein Wahljahr ist das wahrlich
nicht. Parteichef Rösler trägt an der Misere in seinem Laden nicht
alleine Schuld. Er hat es aber auch nicht vermocht, die Lage zu
bessern. Er hätte beispielsweise eine Strategie vorgeben müssen, wie
die Liberalen an einzelnen Punkten ihr Profil zeigen und sich
durchsetzen, sich ansonsten aber als konstruktiver Partner in der
Regierung erweisen.

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