Rheinische Post: Linke ohne Fortschritt

Ein Kommentar von Eva Quadbeck:

Der Linken-Parteitag in Göttingen hat noch einmal sichtbar
gemacht, wie tief die Gräben sind zwischen den pragmatischen
Ostdeutschen und den radikalen Westlinken. Es ist genau das
eingetreten, wovor Fraktionschef Gregor Gysi gewarnt hatte: Ein
Parteiflügel hat in einer Schmierenkomödie über den anderen gesiegt.
Die ostdeutschen Linken gehen gedemütigt vom Feld. Immerhin 45
Prozent der Delegierten hatten für den von Parteigründer Lafontaine
mit allen Mitteln bekämpften Dietmar Bartsch gestimmt. Sie alle sind
Verlierer. Die Wahl selbst war einer Partei, die im Bundestag sitzt,
unwürdig: Bis zum Schluss wurde taktiert, wer antritt. Manche
Kandidaten lösten wegen ihrer fehlenden Qualifikation Peinlichkeit
aus. Ein solches Verfahren ist nicht demokratisch sondern einfach
chaotisch. Was die neue Parteiführung betrifft, zeigen sich alte
Probleme mit neuen Protagonisten: Die alte Parteiführung bestand aus
einer Ostdeutschen, die inhaltlich im Osten nicht verankert war, und
einem unbekannten Gewerkschafter aus dem Lafontaine-Lager. Die neue
Führung besteht auch aus einer Ostdeutschen, die nicht den Osten
repräsentiert, und einem unbekannten Gewerkschafter aus dem
Lafontaine-Lager. Fortschritt sieht anders aus.

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