Rheinische Post: Lokführer: Luft raus

Kommentar von Klaus Peter Kühn

Eine kleine Gewerkschaft kann also doch nicht mal so eben Berge
versetzen, nur weil ihre Mitglieder eine Schlüsselrolle spielen. Die
Gewerkschaft der Lokführer hat sich nach langem Hin und Her und
vielen – für die Fahrgäste ärgerlichen – Streiktagen auf einen
ziemlich normalen Tarifvertrag geeinigt. Vor allem beim Lohn hat die
GDL allenfalls das erreicht, was die Deutsche Bahn schon vor Monaten
der wesentlich größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft ohne
Arbeitskampf zugebilligt hatte. GDL-Chef Claus Weselsky, noch relativ
neu im Amt, aber wohl schon beim großen Streik von 2007/2008 als Vize
die treibende Kraft, tröstet sich damit, dass jetzt 83 Prozent aller
Lokführer unter denselben tariflichen Rahmenbedingungen arbeiten. Es
ist Weselsky aber noch längst nicht gelungen, sämtliche tariflichen
Unterschiede zu beseitigen, die zwischen der Deutschen Bahn und ihren
Wettbewerbern bestehen. Nebenbei bemerkt wäre es dem
Staatsunternehmen sehr recht, wenn es hierzu käme. Fünf von sechs
Privatbahn-Gruppen droht die GDL jetzt mit weiteren Streiks, um sie
in den Tarif zu zwingen. Mit wenig Aussicht auf Erfolg. Die Luft ist
raus, weil nur Arbeitskämpfe mit dem Marktführer für Aufsehen und
öffentlichen Druck sorgen.

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