Rheinische Post: Merkel und der Krieg Kommentar Von Maximilian Plück

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu
Guttenberg hat – anders als seine Chefin – ein Gespür für das
richtige Timing. Im Gegensatz zu Kanzlerin Angela Merkel sprach der
Minister schon vor Monaten das bis dahin von allen
Regierungsmitgliedern gemiedene K-Wort aus: Die Bundeswehr führt in
Afghanistan Krieg. Angesichts von schon 46 toten deutschen Soldaten –
davon sind 27 im Gefecht gefallen – bleibt diesbezüglich wenig
Interpretationsspielraum. Dass die Kanzlerin bei ihrem Besuch am
Wochenende diese Realität endlich beim Namen nannte – man könnte
sagen: besser spät als nie. Allerdings bleibt in Bezug auf Merkels
Reise ein fader Beigeschmack. Denn auch diesmal war ihr der smarte
Verteidigungsminister in puncto Timing wieder einmal mehr als eine
Nasenlänge voraus: Guttenberg, der wie kein anderer in Merkels
Kabinett die Inszenierung beherrscht, reiste mit Ehefrau und
Medientross bereits Anfang letzter Woche zu den Soldaten – und die
nahmen dies genau wie die Mehrheit der deutschen Bevölkerung positiv
auf. Will Merkel nicht ihrem gefährlichsten Kontrahenten aus dem
eigenen Lager das Spielfeld überlassen, wäre sie künftig mit
entschlosseneren Auftritten zu einem früheren Zeitpunkt besser
beraten.

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303