Drei Jahrzehnte lang hat Ägyptens Präsident
Hosni Mubarak dem Rest der Welt seine wenig zimperliche Herrschaft
über das Land der Pyramiden vor allem mit einer simplen Parole
verkauft: Ich oder das Chaos. Von dieser Logik mag er auch jetzt
nicht lassen. Die Bilder brennender Gebäude und geplünderter
Geschäfte, die Nachricht von der Flucht Tausender Krimineller, das
alles steht für die Auflösung der öffentlichen Ordnung, für nackte
Anarchie. Die Hinweise verdichten sich, dass wenigstens ein Teil
davon durch Handlanger des Regimes angezettelt wurde, um die Proteste
gegen die Regierung zu diskreditieren und ein hartes Eingreifen zu
rechtfertigen. Es wäre der letzte, der perverseste Akt des
angezählten Präsidenten, das Land ins Unheil zu stürzen, um seine
Macht noch einmal zu retten. Nun ruhen alle Hoffnungen – da muss man
realistisch sein – auf einer Art Militärputsch. Sollten die Generäle
Mubarak abservieren, kann ein Blutbad vielleicht verhindert werden.
Freilich, was nach Mubarak käme, das steht in den Sternen. Bei freien
Wahlen würden die Muslimbrüder wohl stärkste Kraft, ganz einfach,
weil Mubarak alle anderen Oppositionsparteien ausgeschaltet hat. Für
den Westen bedeutet das, dass er seine Nahost-Politik überdenken
müsste. Aber so wie bisher wird es nach dem Aufstand der Ägypter
ohnehin nicht weitergehen.
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