Rheinische Post: Mubaraks Schuld

Hosni Mubarak ist ein Mann, der offensichtlich
fürchtet, sein Gesicht zu verlieren. Ein Rücktritt kommt für ihn
nicht in Frage. Mubarak träumt weiter von einem Ruhestand als
Ex-Präsident, der im September nach 30 Jahren im Dienst am Vaterland
ehrenvoll aus dem Amt scheidet. Diese Verkennung der wahren Lage in
Ägypten grenzt schon an Verblendung. Nach Tagen der Revolte und
Hunderten von Toten sind die Menschen zu keinen Kompromissen mehr
bereit: Mubarak soll gehen, sofort. Der strauchelnde Pharao hat seine
Chance gehabt, er hat sie verspielt. Nun droht ihm das unrühmliche
Schicksal seines tunesischen Amtskollegen Ben Ali, der sich bei Nacht
und Nebel aus dem Staub machen musste und inzwischen mit
internationalem Haftbefehl gesucht wird. Schlimmer noch: Durch das
blinde Festhalten an der Macht, die ihm schon längst entglitten ist,
macht Mubarak sich erneut schuldig an seinem Volk. Denn nun droht
neue Gewalt, möglicherweise sogar ein Blutbad und völlige Anarchie.
Jetzt hängt alles vom Militär ab. Die Armee muss sich endlich
eindeutig bekennen und mit Mubarak brechen. Nach Lage der Dinge
können nur die Streitkräfte einen politischen Übergang garantieren.
Auch das ist eine Frage der Ehre.

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