Ebenso wie der designierte Bundespräsident
Joachim Gauck von vielen mit unerfüllbaren Hoffnungen überschüttet
wird, so wird er von wenigen mit Kritik konfrontiert, die in ihrer
Drastik nur überzogen zu nennen ist. Natürlich muss sich Gauck, der
sich nach seiner Kür über Nacht erneut den Deutschen vorstellt, zu
seiner Rolle in der DDR-Diktatur fragen lassen. Seine zweifelsohne
vorhandene Eitelkeit wird ihm vorgehalten, als sei diese in der
Politik oder der Wirtschaft ansonsten unbekannt. Manche
Unterstellungen sind jedoch ähnlich unverschämt wie die Äußerungen
des SPD-Bundestagsvizepräsidenten Wolfgang Thierse zu der Frage, ob
Gauck seine Lebensgefährtin zu heiraten habe. Da mischt sich bei
ostdeutschen Gauck-Gegnern in vermeintliche Sachkritik auch der Neid
der weniger erfolgreichen Bürgerrechtler. Gauck wird zudem
vorgeworfen, er verfüge nur über sein Thema der Freiheit. Das ist
immerhin umfassender als die Themenpalette der vorherigen Amtsinhaber
Köhler (Afrika) und Wulff (Integration). Freiheit ist die Grundlage
unserer Gesellschaftsordnung. Gauck muss die Zeit bekommen, seine
Gedanken auszuarbeiten. Immerhin ist ihm, anders als seinen
Vorgängern, die Gabe der Rede gegeben. So werden wir ihm zuhören
wollen und nicht nur müssen, weil es der Respekt vor dem Amt
gebietet.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2303
Weitere Informationen unter:
http://