Amerikanische Parteikongresse sind große Show,
eine Art Hollywood in der Footballarena. Programme spielen kaum eine
Rolle, Personen dafür umso mehr. Eine öffentliche Liebeserklärung für
den Ehepartner vor Millionen von Fernsehzuschauern – in Europa mag
das schmalzig klingen, in Amerika gehört es zum guten Ton. Weshalb
Michelle Obama auf großer Bühne verkündet, dass sie ihrem Barack nach
wie vor herzlich zugetan ist, vielleicht noch herzlicher als vor vier
Jahren. Jetzt, da sie weiß, unter welchem Druck man im Oval Office
steht. Natürlich folgt es kühlem Kalkül, wenn die First Lady zur
besten Sendezeit die Skizze eines bescheidenen, menschlichen,
grundehrlichen Familienvaters zeichnet, eines im Leben Verwurzelten,
der trotz Air Force One und Präsidentensiegel nie vergaß, woher er
kam. Es geht um den Kontrast zu Mitt Romney, dem Kandidaten des
Geldes. Rekordschulden und hohe Arbeitslosigkeit lassen die Wähler in
ihrer Ungeduld an Obamas Kompetenz zweifeln. Als Mensch allerdings
ist er nach wie vor weitaus populärer als sein Rivale. Kein Wunder,
dass der Parteitag persönliche Geschichten in einer Fülle erzählt,
als ginge es um ein Familientreffen. Spätestens Obama wird in seiner
Rede die nötige Substanz liefern müssen.
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