Rheinische Post: Obama muss sein Kriegsziel nennen = Von Martin Kessler

Seit Tagen läuft die amerikanische Kriegs- und
Öffentlichkeitsmaschinerie auf Hochtouren, um mögliche
Militäreinsätze im Krisengebiet Syrien zu ermöglichen und zu
rechtfertigen. Manches Mal fühlt man sich an den Irak-Krieg erinnert
und die damals präsentierten Beweise für chemische Waffen, die sich
im Nachhinein als nicht stichhaltig erwiesen. Das mag diesmal anders
sein. Trotzdem bleiben viele Fragen offen. Will Obama den syrischen
Präsidenten Assad nur warnen oder bestrafen? Will er ihn stürzen? Hat
er ein Szenario für ein „freies“ Syrien? Hat er alle Optionen und
Folgen durchgespielt, die ein Schlag der Amerikaner nach sich ziehen
würde? Obama muss auf jeden Fall den Eindruck vermeiden, dass es ihm
nur darauf ankommt, das Gesicht zu wahren – nach seiner Ankündigung,
beim Einsatz von chemischen Waffen einzugreifen. Natürlich darf er es
nicht zulassen, dass Assad diese grausamen Waffen benutzt, um das
eigene Volk zu liquidieren. Aber die militärische Intervention kann
nur das letzte Mittel sein. Und er muss abwägen, so zynisch es
klingen mag, ob die Kosten den Ertrag eines Einsatzes nicht
überschreiten. Und zu den Kosten zählt auch das Risiko eines
Flächenbrands in Nahost.

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