von Frank Herrmann
Barack Obama hat kein Glück mit seinen Generälen. Vor zwei Jahren
musste er Stanley McChrystal entlassen, den Afghanistan-Kommandeur,
der das amerikanische Kabinett gegenüber einem Reporter als
Ansammlung von Waschlappen charakterisiert hatte. Jetzt stolpert
David Petraeus über eine außereheliche Affäre, der Feuerwehrmann, der
erst für McChrystal am Hindukusch einsprang und dann das Ruder der
CIA übernahm. Petraeus ist so etwas wie Amerikas bester Soldat. Mit
einer Mischung aus Realismus und Raffinesse erreichte er, dass die
„Boys in Uniform“ am Ende des irregeleiteten Irak-Abenteuers
zumindest ihr Gesicht wahren konnten. Als Obama den kühlen Strategen
zum Spionagechef kürte, war es eine jener seltenen Gesten
parteiübergreifender Kooperation, nach denen sich die Amerikaner so
sehnen: Petraeus ist Republikaner. Umso lauter dröhnt nun der
Paukenschlag des Rücktritts. Der Präsident, noch nicht erholt von den
Strapazen einer überaus harten Kampagne, hätte sich die erste
wichtige Personalentscheidung nach seiner Wiederwahl wohl gerne
erspart.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2621
Weitere Informationen unter:
http://