Rheinische Post: Päpstliches Versprechen

Kommentar von Horst Thoren

Diesmal hat der Papst das Blaue vom Himmel versprochen: Im Vorfeld
der Synode zur Familie weckt Franziskus Erwartungen, die sich kaum
erfüllen lassen. Dagegen stehen konservative Kräfte in der Kurie. Für
sie ist des Teufels, was sich deutsche Katholiken wünschen: Einen
freieren Umgang mit Sexualität, die Anerkennung
gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, den Abschied von der Ächtung
Geschiedener. Der Traum von einer offenen, die Lebenswirklichkeit
anerkennenden Kirche könnte schnell platzen. Und dennoch gibt die
Synode Hoffnung. Erstmals wird in Rom nicht nachgebetet, sondern frei
gedacht. Statt fertiger Konzepte hat der Papst Grundgedanken
vorgestellt, die breit diskutiert werden. Die Kirche sucht den Weg
zwischen Ideal und Wirklichkeit. Er muss nicht immer in dieselbe
Richtung führen. Und hier sollten die deutschen Bischöfe den Papst
beim Wort nehmen: Er hat die pastorale Wende versprochen, die den
Bischofskonferenzen eigene Standards möglich macht – zum Beispiel bei
Wiederverheirateten. Wenn am Ende auch das Blau am Himmel bleibt –
ein Loblied auf Franziskus wäre dieser Schritt schon wert.

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