Nach der Ermordung zweier US-Berater im
Innenministerium in Kabul haben Nato und Bundesregierung ihre
Mitarbeiter aus den afghanischen Behörden abgezogen – ein Schritt,
der beweist, wie blank die Nerven derzeit liegen am Hindukusch. Der
breite Protest gegen die Koran-Verbrennung scheint demnach keine
flüchtige Momentaufnahme zu sein. Er eint offenbar die zerstrittenen
Völker Afghanistans – in der Empörung über den religiösen Frevel,
aber wohl auch im Frust über die allgemeine Stagnation und die
düsteren Aussichten. Es wird sehr schwer für die internationale
Gemeinschaft, das Vertrauen zurückzugewinnen. Aber nur so ist der
geplante geordnete Abzug der Kampftruppen bis 2014 möglich. Es gibt
gute Gründe, den Einsatz zügig zu beenden: Die Amerikaner, ohne die
die Alliierten nicht handlungsfähig sind, orientieren sich
strategisch zum Pazifik; allen beteiligten Staaten geht das Geld für
den teuren, unpopulären Einsatz aus. Pakistan spielt weiter ein
doppeltes Spiel und unterstützt die Taliban. Doch ein Ende in einer
Flucht à la Vietnam wäre ein fatales Signal an alle islamischen
Terroristen. Und den Hunderttausenden Afghanen, die auf den Westen
setzen, sollte zumindest etwas Hoffnung auf eine friedliche Zukunft
gegeben werden.
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