Rheinische Post: Papandreous Tour

Ein Kommentar von Antje Höning:

Der griechische Ministerpräsident Papandreou weiß, dass das
Schicksal seines Landes in Berlin entschieden wird. Wenn der
Bundestag morgen nicht für eine Ausweitung des Rettungsschirms
stimmt, dessen Lasten zu einem Viertel die Deutschen tragen, ist
Athen in Kürze zahlungsunfähig. Und so zog Papandreou bei seiner Tour
in Sachen Pleite-Abwehr gestern alle Register: Er gab sich demütig
(„schlecht gemanagtes Land“), selbstbewusst („jeder Grieche will
Veränderung“) und kopierte sogar jenen Schlachtruf („yes, we can“),
der Barack Obama ins Weiße Haus geführt hatte. Ein leidenschaftlicher
Auftritt, der die Zweifler unter den Abgeordneten hätte überzeugen
können – wenn nicht am Tag zuvor Finanzminister Schäuble neues
Misstrauen gesät hätte. Die erste Ausweitung des Rettungsschirms
steht noch nicht, da orakelte Schäuble bereits über die nächste
Aufstockung. Später fing er seine Spekulationen wieder ein. Zu spät.
Die Rating-Agentur Standard & Poor–s warnt bereits vor einer
Herabstufung Deutschlands. Die Kritiker in der Koalition glauben mehr
denn je, dass die Euro-Rettung ein Fass ohne Boden ist. Wenn morgen
mehr Abgeordnete mit Nein stimmen als erwartet, liegt das nicht an
Papandreou – sondern an einem leichtsinnigen Schäuble.

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