Ein Kommentar von Eva Quadbeck:
Lautstark hatte sich die SPD gegen Thilo Sarrazin aufgeschwungen
und mit überragender Mehrheit im Vorstand seinen Rauswurf
beschlossen. Kleinlaut wurde nun ein Kompromiss gezimmert, aus dem
Sarrazin als Sieger hervorgeht. Für seine Partei ist das peinlich.
Generalsekretärin Andrea Nahles, die als Chef-Anklägerin auftrat, ist
beschädigt. Sarrazin hat sich nicht von seinen umstrittenen Thesen
über die mindere Intelligenz der Einwanderer distanziert. Er hat nur
festgestellt, dass er nicht diskriminieren, selektieren oder
sozialdemokratische Grundsätze verletzen wollte. Das heißt, er hat
nur eine Interpretation des eigenen Werks nachgeliefert. Es ist nicht
nachvollziehbar, dass dies der SPD nach ihrem lauten Getöse gegen
Sarrazin reicht. Es gibt nur eine politische Erklärung für Sarrazins
Verbleib in der SPD: Die Sozialdemokraten hatten Sorge, mit dem Fall
Sarrazin immer neue negative Schlagzeilen zu produzieren und einen
Keil in die Partei zu treiben. Ein großer Teil des Parteivolks und
der SPD-Wähler versteht die Ablehnung Sarrazins nicht und
schlussfolgert, dass die Parteiführung die Wahrheit über die
Integrationsprobleme nicht hören will. Solchen Ärger vermeidet man
angesichts bevorstehender Landtagswahlen lieber.
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