Rheinische Post: Piraten vor Gericht

Den legendären Freibeuter Klaus Störtebeker
haben die Hamburger 1401 geköpft. Die zehn somalischen Piraten, die
seit gestern in der Hansestadt vor Gericht stehen, erwartet mit
maximal 15 Jahren Haft ein ungleich milderes Urteil. Der durch Romane
und Filme transportierte Mythos des tollkühnen Seeräubers mit
Augenklappe und Holzbein sorgt dafür, dass diese erste
Gerichtsverhandlung gegen Seeräuber in Deutschland seit 400 Jahren
viel Aufmerksamkeit findet. Doch mit Seefahrer-Romantik haben Tat und
Täter nichts gemein: Die Männer sind des Raubüberfalls und des
Kidnappings angeklagt. Dahinter steht eine brutale
„Entführungs-Industrie“, die Millionen erpresst und der die
Handelsnationen nicht Herr werden. Das wird schon daran deutlich,
dass der von den zehn Somalis gekaperte Hamburger Frachter inzwischen
nicht mehr unter deutscher, sondern unter liberianischer Flagge
unterwegs ist. Denn der verzweifelte Reeder hat bewaffnete Wachen zur
Piratenabwehr an Bord genommen, was nach deutschem Recht
problematisch wäre. Unterdessen häufen sich die Überfälle auf Schiffe
im Indischen Ozean; es gibt sogar Tote und Verletzte. Unabhängig vom
Urteil wird der einzelne Prozess in Hamburg da wohl nicht
abschreckend wirken können.

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